• GDL Hauptvorstand 2022
    Der GDL-Hauptvorstand im Dezember 2022 am Tagungsort Best Western Hotel in Hanau-Steinheim

Hauptvorstandssitzung

Gut aufgestellt für die kommenden Herausforderungen

2022 war ein schwieriges Jahr: Zwar schwächte sich die die Corona-Pandemie – samt den damit ein- hergehenden Einschränkungen – deutlich ab, doch trat Ende Februar mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine eine neue, in diesem Ausmaß unvermutete Bedrohung auf den Plan. Seit Kriegsbeginn bringt die unvermindert anhaltende russische Aggression tagtäglich schweres Leid über die ukrainische Bevölkerung und hat gravierende Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Auch in Deutschland fürchten sich die Menschen nach Jahren des Wachstums nun vor Energieknappheit, wachsender Inflation und steigenden Verbraucherpreisen – Sachverhalte, die der Hauptvorstand im Blick hat und die die GDL bei den kommenden Tarifverhandlungen berücksichtigen wird.

 

Doch noch einen anderen Tatbestand konstatierten die Hauptvorstandsmitglieder in der Hanauer Sitzung vom 5. bis 7. Dezember 2022: Kam es in der Weltpolitik durch den Ukrainekrieg zu der von Bundeskanzler Scholz beschworenen „Zeitenwende“, so hat sich an anderer Stelle nichts geändert. Im Hinblick auf die GDL jedenfalls verfährt die DB weiter wie bisher und wendet das Tarifeinheitsgesetz (TEG), so unbeeindruckt wie unrechtmäßig, gegen die GDL-Mitglieder an: Von „Zeitenwende“ weit und breit keine Spur.

Die Angst der Manager

Aber ergebenes Warten, stilles Erdulden und passives Ausharren waren noch nie die Sache der GDL. „Wir hoffen nicht auf einen Sinneswandel des Arbeitgebers, denn der kommt ohnehin nicht“, so Claus Weselsky. „Er kann auch gar nicht kommen, denn die unfähigen Manager haben Angst vor uns, weil wir ihnen die eigene Schwäche und die Fehler im System vor Augen führen und überzeugende Lösungen aufzeigen.“ Um sich selbst und die eng mit ihm verflochtene Hausgewerkschaft zu schützen, müsse der Arbeitgeber zwangsläufig alles daran setzen, die GDL zu eliminieren. Dies versucht er mit einer Riege teurer Juristen und einer hochtourigen PR-Maschinerie.

Rückfall in die tarifpolitische Steinzeit

Den Angriffen des Arbeitgebers setzt die GDL die Kraft ihrer Mitglieder entgegen. „Die Mitarbeiter der direkten Berufe wissen, was sie an der GDL haben und wofür es sich zu kämpfen lohnt. Gegen teils massive Widerstände haben wir höhere Löhne, bessere Arbeitszeitregelungen, Planungssicherheit und ein einheitliches Einkommensniveau in allen Eisenbahnverkehrsunternehmen durchgesetzt“, so Weselsky. Ein Verlust dieser Errungenschaften wäre ein Rückfall in die tarifpolitische Steinzeit. „Die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner wissen, was ihnen droht. Sie werden nicht zulassen, dass die DB und ihre devote Hausgewerkschaft die Uhr zurückdrehen. Spätestens in der diesjährigen Tarifrunde zeigen wir dem Arbeitgeber in aller Deutlichkeit, was die Stunde geschlagen hat.“

Wichtige Rolle der Fachkonferenzen

Der stellvertretende Bundesvorsitzende Lars U. Jedinat betonte in der Sitzung die wichtige Rolle der Betriebsrätefachkonferenzen. „Als unerlässliches Instrument zur Förderung der Einheit von Betriebspartei und Tarifvertragspartei dienen diese Zusammenkünfte dazu, betriebliche Missstände zu beheben und die Arbeitnehmerinteressen zu schützen.“ Ihr Wert und ihre weiterhin wachsende Beliebtheit lasse sich aus den stetig steigenden Teilnehmerzahlen unmittelbar ablesen. Immer wieder greife die GDL aktuelle Probleme auf, lege den Finger in die Wunde und diskutiere mit den Betriebsräten erfolgversprechende Lösungswege.

Passgenaue Terminierung

Als Beispiel nannte Jedinat die Tatsache, dass in den kommenden Jahren die Hälfte aller Mitarbeiter im Bereich des Zugpersonals altersbedingt ausscheide. „Diesem drohenden Personalmangel kann man nur entgegenwirken, wenn die Berufe endlich attraktiv gestaltet werden, die Mitarbeiter wertgeschätzt und leistungsgerecht entlohnt werden“, so Jedinat. Auf diese Situation reagiere die GDL mit der nächsten Konferenz im März 2023 passgenau: „Dann treffen die Betriebsräte unter dem Motto „An Bord kommen – an Bord bleiben – Nachwuchsgewinnung und Personalplanung im Blick der betrieblichen Mitbestimmung“ in Kassel zusammen. Klar ist: Neueinstellungen und eine qualifizierte Ausbildung sind unerlässlich für die Zukunft der Schiene.“

Pionierarbeit geleistet

Die GDL setzt sich mit Nachdruck für den Schutz des Zugpersonals ein und hat 2016 und 2019 mit den bundesweiten Umfragen „Mit Sicherheit“ wahre Pionierarbeit in der Erkundung und Aufbereitung der Gewalt gegen Bahnmitarbeiter geleistet. Die Umfragen befreiten das wichtige Thema aus der Grauzone individuellen Verschweigens und arbeitgeberseitigen Missachtens und setzten im Zusammenspiel zwischen GDL, Arbeitgebern, Aufgabenträgern und der Politik einen bis heute anhaltenden Veränderungs- und Verbesserungsprozess in Gang.

In diesem Zusammenhang wies der stellvertretende GDL- Bundesvorsitzende Lutz Schreiber auf eine Studie des „Deutschen Forschungsinstituts für öffentliche Verwaltung“ (FÖV) zum Ausmaß der Gewalt gegen Beschäftigte im Verkehrsbereich hin. Diese wurde unter anderem durch unseren Dachverband dbb beamtenbund und tarifunion in Anlehnung an eine vom Bundesinnenministerium veranlasste Studie zum Ausmaß von Gewalt gegen Beschäftigte des öffentlichen Dienstes in Auftrag gegeben. Die GDL hat sich mit ihrem bundesweiten Arbeitskreis „Sicherheit im und am Zug“ aktiv daran beteiligt und konnte die Erfahrungen und Erkenntnisse aus unseren eigenen Umfragen einbringen – ein wertvoller Synergieeffekt.

Schutz und Sicherheit der Kollegen

Zwischenzeitlich liegt der Abschlussbericht des FÖV vor und wird in absehbarer Zeit veröffentlicht. Die GDL wird über die Ergebnisse berichten. „Mit immer wieder zitierten Ergebnissen der GDL-Befragungen, der Nennung unserer Maßnahmenvorschläge und häufigen Verweisen auf unser 16-Punkte- Konzeptpapier zur Betreuung vor und nach belastenden Ereignissen nimmt die GDL im Abschlussbericht einen breiten Raum ein“, so Schreiber. „Das unterstreicht die Bedeutung unserer Arbeit und macht deutlich, wie wichtig unsere und die Bemühungen anderer für die Betroffenen sind. Klar ist: Der Schutz und die Sicherheit unserer Kollegen sind auch weiterhin Kernziele unserer Arbeit.“

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